Schritt für Schritt zum Besatzerfolg. Unsere Arbeit trägt nachweislich Früchte.

Dank den von uns entwickelten Brutboxen ist es möglich, stets den Schlupferfolg der Besatzaktionen zu überprüfen. Dieser war bisher immer sehr hoch, was uns in unserem Projekt bestätigte und dazu motivierte, jedes Jahr erneut die Anstrengungen und Kosten für weitere Besatzmaßnahmen auf uns zu nehmen. Allerdings blieb zunächst die Frage offen, ob es unsere geschlüpften Fischlarven trotz der teils widrigen Bedingungen im Flussbett schaffen würden, zu adulten Individuen heranzuwachsen. Da es sich am entsprechenden Lechabschnitt um eine ca. 10 km lange Fließwasserstrecke handelt, war es zunächst recht schwierig, die herangewachsenen Fische wieder aufzuspüren. Insbesondere auch deshalb, da für die Projektstrecke deutlich mehr Brutboxen vonnöten sind, als wir sie haben. Nichtsdestotrotz führten wir zahlreiche Testbefischungen in unmittelbarer Nähe der Stellen durch, an denen zuvor unsere Brutboxen ausgebracht wurden. Hierbei beschränkten wir uns auf eine klassiche Befischung mit Schnur und (Schon-)Haken, mit welcher deutlich weniger Individuen gefangen werden können als bei einer Elektrobefischung. Trotzdem zeigte sich, dass Fische der entsprechenden Altersstufe nachgewiesen werden konnten. Auch Gespräche mit anderen Anglern bestätigten diesen Befund. Daher sind wir sehr froh, dass unser Projekt zu einem vollen Erfolg geworden ist und wir so einen kleinen Anteil zur Aufrechterhaltung der ursprünglichen Fischbestände im Lech lesiten können.


Am Anfang steht die Arbeit. Das Projektteam sucht eine geeignete Stelle.

Nicht jede Stelle ist dafür geeignet, unsere Brutboxen im Flussbett auszubringen. Daher gilt es verschiedenste Faktoren zu beachten, bevor weitere Vorkehrungen getroffen werden können. Zunächst einmal muss sichergestellt werden, dass eine genügend starke (Rest-)Kiesauflage vorhanden ist. Die Erosion ist an einigen Stellen in unserer Projektstrecke nämlich bereits so stark vorangeschritten, dass teilweise überhaupt kein Kies mehr vorhanden ist. An anderen Stellen ist die Kiesschicht mittlerweile so dünn, dass man unsere Brutboxen darin nicht mehr vergraben kann. Sobald eine potenzielle Stelle mit genügend Kies gefunden ist, muss im nächsten Schritt überprüft werden, ob die geschlüpften Fischlarven auch ihre neu gewonnene Freiheit genießen und sich weiter ungestört entwickeln können. Nach dem Schlüpfen ist die Schwimmfähigkeit der Larven nämlich noch nicht sonderlich gut und es werden flache, strömungsberuhigte Bereiche für die weitere Entwicklung benötigt. Ansonsten würden die Fische einfach abgetrieben werden. Ist auch dies gegeben, so muss noch sichergestellt werden, dass man selbst bei wechselnden Wasserständen noch in der Lage ist, die Brutboxen zu erreichen und gegebenenfalls zu öffnen um die fertig entwickelten Fischlarven in die Freiheit zu entlassen. Außerdem müssen wir die entsprechende Stelle mit unserem Equippement auch halbwegs gut erreichen können, damit wir unser Projekt überhaupt erst durchführen können. Erst wenn alle diese Faktoren gewährleistet sind, können wir zu den nächsten Schritten übergehen.

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Das Flussbett wird aufgelockert. Mit Spaten, Hacke und Harke gegen Feinsedimente.

Ist eine passende Stelle gefunden, muss diese für das Einbringen der Brutboxen vorbereitet werden. In einem gesunden, naturbelassenen Alpenfluss bildet sich im Kies am Gewässergrund ein Lückensystem zwischen den einzelnen Steinen. Dieses Lückensystem, im Fachjargon auch als hyporheisches Interstitial bezeichnet, ist nicht nur Lebensraum vieler Klein(st)lebewesen, sondern auch für die Entwicklung der Fischeier bzw. -larven von grundlegender Bedeutung. Durch ausbleibende Kiesumlagerungen, gesteigerte Sedimentation und einige andere menschlich verursachte Faktoren, existiert ein solches Lückensystem oft überhaupt nicht mehr am Flussgrund des Lechs in unserer Projektstrecke. Nahezu sämtliche Lücken sind mit feinen Sedimenten zugesetzt und der Flussgrund ist so verfestigt, dass man eine Spitzhacke und einen Spaten braucht um diesen wieder aufzulockern. In langer und mühseliger Arbeit lockern wir den Flussgrund an unserer Besatzstelle für mehrere Quadratmeter auf und reinigen diesen so lange mit Harken, bis der Kies wieder sauber ist und sich ein Lückensystem zwischen den Steinen gebildet hat. Wichtig ist es dabei auch die unmittelbar flussauf befindlichen Bereiche aufzulockern und zu reinigen, damit sich der eigentliche Besatzbereich nicht sofort wieder mit neuen Sedimenten zusetzt.

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Passender Kies für die Brutboxen. Die Fischlarven müssen sich heimisch fühlen.

Nach der anstrengenden Arbeit am Flussbett wird es Zeit, die Brutboxen mit geeignetem Kiesmaterial zu befüllen. Auch hierbei ist es wichtig, dass nur gereinigte Steine ich die Brutbox gelangen, welche nicht mit Feinsedimenten umhüllt sind. Auch die Korngröße der verwendeten Steine sollte derjenigen entsprechen, die von Natur aus in diesem Flussabschnitt vorkommt. Die Steine dürfen also weder zu klein, noch zu groß gewählt werden. Auch auf die zum Standort passende Kantenrundung muss hierbei geachtet werden. Nur so ist eine naturnahe Reproduktion möglich. Natürlich müssen auch die später in die Brutbox gefüllten Fischeier aus dem entsprechenden Gewässer (oder zumindest seinem Einzugsgebiet) stammen und dürfen nicht aus einer anderen Gegend kommen. Nur so wird das Erbgut der von Natur aus heimischen Wildfische aufrechterhalten und eine optimale Anpassung an das Gewässer sichergestellt. Hierzu müssen zur Gewinnung der befruchteten Besatzeier entweder laichbereite Wildfische gefangen und abgestreift werden, oder aber ein entsprechender lokaler Betrieb gefunden werden, der die ursprünglich aus der Region stammenden Fische in dem Wasser des Projektgewässers (gleiche Wasserchemie) vermehrt.

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Auf alle Details achten. Temperaturausgleich der Fischeier.

Sobald die Brutboxen für die Befüllung mit den befruchteten Fischeiern vorbereitet sind, müssen letztere zunächst noch an die im Flusswasser herrschende Temperatur gewöhnt werden. Hierzu muss zunächst die Wassertemperatur am Flussgrund der Einbringstelle sorgfältig gemessen werden. Danach müssen die sich im Augenpunktstadium befindlichen Fischeier langsam auf die entsprechende Temperatur erwärmt bzw. herabgekühlt werden. Geht man hierbei zu schnell vor oder verzichtet man komplett auf den Temperaturausgleich, riskiert man, dass die Eier einen Temperaturschock erleiden. In diesem Fall wäre mit großen Verlusten bei der später zu erwartenden Schlupfrate zu rechnen. Im schlimmsten Fall könnte sogar die gesamte Besatzmaßnahme umsonst gewesen sein.

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Der große Moment. Befruchtete Eier kommen in die Brutboxen.

Ist der Temperaturausgleich vollbracht, können die Fischeier vorsichtig in die oberen Kammern der Brutboxen eingebracht werden. Hierbei ist größte Vorsicht angebracht um Schäden an den Eiern zu vermeiden. Das Befüllen der Brutboxen sollte ausschließlich im Wasser geschene und nicht an der Luft. Um die Eier möglichst schonend aus dem Behältnis für den Temperaturausgleich zu holen und dann optimal im Kies der oberen Brutboxkammer zu verteilen, verwenden wir einen feinmaschichen Aquarienkescher. Die Brutboxen befinden sich während dieses Schritts in einer mit Flusswasser befüllten Kunstsoffwanne. Dies hat den Vorteil, dass man die Verteilung der Eier aufgrund der fehlenden Strömung optimal vornehmen kann.

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Ab in den Untergrund. Die Brutboxen werden ins Kiesbett eingebracht.

Im nächsten Schritt müssen die fertig befüllten Brutboxen an der zuvor gereinigten Stelle komplett in das Kiesbett eingebracht werden. Bei diesem Arbeitsschritt ist es wichtig, dass man sich stets flussab von den Brutboxen befindet und versucht, diese ausschließlich von dieser flussabwärtigen Richtung aus einzugraben. Grund ist, dass trotz der vorhergegangenen Reinigungsarbeiten immer noch einige Feinsedimente im Kies verbleiben. Diese sollten nach Möglichkeit jedoch nicht in die Brutboxen gelangen um eine optimale Sauerstoffversorgung der Eier sicherzustellen und ihre Entwicklung nicht unnötig zu behindern. Wenn man die Brutboxen aus flussabwärtiger Richtung im Kiesbett eingräbt, trägt die Strömung die nun aufgewirbelten verbliebenen Feinsedimente von den Boxen weg und spült sie nicht hinein. Da der Kies durch die zuvorgehenden Arbeitsschritte aufgelockert wurde, ist das Eingraben der Brutboxen etwas weniger kräftezehrend als die vorhergehenden Arbeiten am Kies. Die Brutboxen müssen komplett im Kiesbett versenkt werden und in den folgenden Wochen sich selbst überlassen werden.

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Ihr Kinderlein kommet. Dottersack aufgezehrt, Larve fertig.

Sind die Brutboxen erfolgreich in das gereinigte Kiesbett eingebracht worden, heißt es Warten und die Wassertemperatur zu beobachten. Die Entwicklung der befruchteten Fischeier vollzieht sich in Abhängigkeit von der herrschenden Wassertemperatur. Je nach Fischart muss eine bestimmte Anzahl an Tagesgraden erreicht werden, bis die Larven Schlüpfen. Bei Tagesgraden handelt es sich um die aufaddierte Summe der jeweiligen mittleren Wassertemperatur pro Tag. Herrscht an einem Tag also durchschnittlich eine Wassertemperatur von 6 °C und am Folgetag eine durchschnittliche Wassertemperatur von 4 °C, so hat man nach diesen beiden Tagen insgesamt 6 + 4 = 10 Tagesgrade erreicht. Unmittelbar nach dem Schlüpfen verfügen die Fischlarven noch über einen Dottersack, der für die nötige Nährstoff- bzw. Energieversorgung da ist. Dieser Dottersack schränkt die Fortbewegung der Larven jedoch stark ein. Bei einem natürlichem Schlupf würden sich die Fischlarven zunächst noch in den Zwischenräumen im Kies aufhalten, bis der Dottersack aufgezehrt ist. Da das Flussbett in unserer Projektstrecke jedoch stark mit Feinsedimenten zugesetzt ist und kaum noch solche Zwischenräume aufweist, muss der gereinigte Kies in der, speziell für diesen Zweck entwickelten, unteren Kammer unserer Brutbox genutzt werden.

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Stunde der Entscheidung. Die Öffnung der Brutboxen steht bevor.

Sobald die sich in der Brutbox befindlichen Larven ihren Dottersack aufgezehrt haben, wird es für uns höchste Zeit die Larven in die Freiheit zu entlassen. Bei niedrigen Temperaturen schreitet die Entwicklung der Fischlarven also deutlich langsamer voran als bei höheren durschschnittlichen Wassertemperaturen. Das genaue Messen und Dokumentieren der herrschenden Wassertemperatur ist somit unerlässlich um den richtigen Zeitpunkt zum Öffnen der Brutboxen bestimmen zu können. Ist dieser Zeitpunkt erreicht, werden die Brutboxen aus dem Kies geholt und zunächst wieder in mit Flusswasser befüllte Kunststoffwannen gestellt. Die Vorgehensweise läuft hierbei praktisch entgegengesetzt zur Einbringung der Brutboxen ab.

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Kontrolle ist nötig. Wie hoch ist der Schlupferfolg?

Unsere Brutboxen sind mit einem feinmaschigen Netz umhüllt. Dies hat mehrere Vorteile. Zum einen ermöglicht es eine ungestörte Entwicklung der Fischeier. Fressfeinde werden durch das Netz sicher von den Eiern ferngehalten. Zum anderen vereitelt es den frisch geschlupften Fischlarven aber auch die Brutbox selbstständig zu verlassen und zwingt sie somit bis zur Öffnung der Box darin zu verharren. Da die Schwimmfähigkeit der Larven anfangs noch nicht sonderlich gut ist, stellt sich eine kurze Pause vor dem endgültigen Entlassen in die Strömung allerdings eher als Vorteil für die Entwicklung der einzelnen Individuen dar. Ein weiterer, sich daraus ergebender Vorteil, ist es, dass man beim Öffnen der Brutboxen eine Erfolgskontrolle durchführen kann. Durch Abzählen der Fischlarven bzw. der nicht entwickelten Fischeier lässt sich die ungefähre Schlupfrate ermitteln. Somit lassen sich erste Schlüsse über den Erfolg des Unterfangens ziehen.

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Die Zukunft hat begonnen. Wir wünschen einen angenehmen Artenerhalt.

Nachdem die Schlupfrate ermittelt wurde, steht der letzte große Schritt an, der noch zum nachhaltigen Arterhalt nötig ist. Die schwimmfähiger Fischlarven müssen in die Fluten des Lechs entlassen werden. Ab diesem Zeitpunkt sind sie komplett auf sich alleine gestellt und müssen mit den Bedingungen klarkommen, die sie im Fluss antreffen. Da wir allerdings bereits beim Aussuchen der Besatzstelle darauf geachtet haben, dass auch flachere strömungsberuhigte Bereiche mit entsprechenden Unterständen in unmittelbarer Nähe vorhanden sind, stehen die Chancen für ein weiteres ungestörtes Aufwachsen der Jungfische nicht schlecht. Die Freude beim Anblick der zahllosen Jungfische, die um einen herum durchs Wasser schwimmen könnte nicht größer sein und zeigt, dass eine naturnahe Reproduktion des natürlichen Fischbestands mit Hilfe unserer Brutboxen auf jeden Fall möglich ist.

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"Adulte Fische nachgewisen. Das Projekt ein voller Erfolg.

Eine große Schlupfrate alleine bedeutet noch lange nicht, dass sich die Fische im Gewässer auch zu adulten Exemplaren entwickeln können. Eine Vielzahl von Ihnen wird dieses Stadium leider nie erreichen. Dies ist jedoch ein völlig normaler Selektionsprozess, der seit jeher in der Natur vorkommt und letzendlich ebenfalls für den Arterhalt wichtig ist. Durch die optimierten Bedingungen innerhalb unserer Brutboxen ist die effektive Schlupfrate bereits deutlich höher, als sie es normalerweise wäre. Danach können wir allerdings keinen weiteren Einfluss mehr auf das Überleben und die weitere Entwicklung der Fische nehmen. Für uns war es daher enorm wichtig zu ermitteln, ob sich unsere Bemühungen denn überhaupt lohnen und unser Projekt somit die Hoffnungen erfüllt, die wir damit verbinden. Dementsprechend viel Zeit haben wir dann auch darauf verwendet, ein Wiedersehen mit den von uns besetzten Fischen zu ermöglichen. Nach ein bis zwei Jahren angelten wir mit sehr kleinen Ködern, die wir an ebenso kleinen widerhakenlosen Schonhaken präsentierten, in der Nähe unserer ehemaligen Besatzstellen. Das Ziel war es, Fische der entsprechenden Altersgruppe zu fangen und somit einen Nachweis zu erhalten, dass es unsere Fischlarven bis ins adulte Alter geschafft haben. Da eine natürliche Reproduktion im besagten Streckenabschnitt praktisch nicht mehr möglich ist und klassische Besatzfische deutlich größer sind als unsere im Fluss aufgewachsenen Fische es zu diesem Zeitpunkt sein können, wäre der Fang eines entsprechenden Fisches ein eindeutiger Erfolgsindikator. Nachdem wir allerdings nur über wenige Brutboxen verfügen, ist die Menge der von uns eingebrachten Fische im Verhältnis zu der Länge der Projektstrecke natürlich nicht sonderlich groß. Dementsprechend schwierig gestaltete es sich zunächst auch, einen unserer Fische zu fangen. Nach einiger Zeit gelang uns dies jedoch und die Freude war natürlich entsprechend hoch. Mittlerweile konnten wir sogar verschiedene Fische der entsprechenden Altersgruppen fangen und bekamen auch positive Rückmeldung von anderen Anglern, welche ebenfalls über vergleichbare Fänge berichteten. Unser Projekt stellte sich somit als ein voller Erfolg heraus, den wir auch weiterhin Jahr für Jahr wiederholen und aufrechterhalten wollen.

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