Was zu tun ist. Unser Projekt im Detail.

Zahlreiche im Lech heimische Fischarten sind aktuell stark in ihrem Bestand gefährdet. Hierzu zählen unter anderem Äschen, Nasen, Barben, Huchen, Bachforellen, Mühlkoppen, Quappen, Schneider und seit kurzem auch Döbel. Der Grund für den mittlerweile massiven Arten- und Individuenrückgang ist der schlechte Allgemeinzustand, in welchem sich der Lech zwischen der Staustufe 23 bei Merching und dem Hochablass bei Augsburg befindet. Wie bereits unter dem Punkt "Wie es um den Lech steht" erklärt, herrschen in diesem Teilbereich des Flusses sehr schlechte Lebensbedingungen für die genannten Fischarten. Dies soll sich in Zukunft jedoch ändern, da das vom Bayerischen Staat geplante Projekt "Licca liber - Der freie Lech" großräumige Renaturierungsmaßnahmen für diesen Flussabschnitt vorsieht. Allerdings handelt es sich hierbei um ein sehr kostenintensives Langzeitprojekt und es noch nicht ganz klar ist, wann mit den Arbeiten begonnen wird und wann diese dann abgeschlossen sein werden. Für die spärlichen Reste des noch vorhandenen Fischbestands kommt diese Maßnahme somit leider zu spät, da die Situation hier schon seit einigen Jahren auf fünf vor zwölf steht. Unser Ziel ist es daher, den heimischen Fischbestand in diesem Streckenabschnitt wieder aufzubauen und zu erhalten. Hierzu setzen wir speziell von uns entwickelte Brutboxen ein. Dies bringt zahlreiche Vorteile mit sich, welche im Folgenden beschrieben werden. Unsere Hoffnung ist es, dass sich die durch uns wieder aufgebauten Fischbestände nach den abgeschlossenen Renaturierungsarbeiten selbstständig erhalten können und ihr Vorkommen somit auch für zukünftige Generationen gesichert ist. Wenn die Lebensbedingungen für unsere heimischen Fischarten im Lech durch die durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen einmal wieder akzeptabel sein werden, wird der Einsatz unserer Brutboxen hoffentlich nicht mehr notwendig sein. Bis dahin tun wir jedoch alles in unserer Macht Stehende, um das endgültige Verschwinden zahlreicher Arten zu verhindern.


Bestandserhalt bzw. -aufbau per Brutbox. Warum dieses Vorgehen?

Grundsätzlich ist es immer sinnvoller einen Fischbestand mit Brut bzw. Jungfischen aufzubauen, als einen Besatz mit adulten Tieren vorzunehmen. Wenn ein Gewässer nachhaltig bewirtschaftet werden soll, macht es unserer Meinung nach keinen Sinn, mehrsömmerige oder sogar fangfähige Fische einzusetzen, um so einen künstlichen Bestand zu generieren. Warum dies so ist, können Sie im nächsten Absatz nachlesen. Unser oberstes Ziel muss es daher stets sein, einmal eine selbsterhaltende Population an Wildfischen zu schaffen. Dies ist nur mit im Gewässer aufgewachsenen Fischen möglich und erfordert somit den Einsatz unserer Brutboxen.

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Erhalt des Erbgutes. Nur Lechfische als Lieferant für Rogen und Milch.

Die Genetik einer Wildfischpopulation unterscheidet sich von Fluss zu Fluss. So haben beispielsweise die ursprünglich im Lech heimischen Äschen etwas andere Informationen in ihrem Erbgut gespeichert als die Äschen aus der Isar oder aber dem Inn. Der Erhalt dieses lokalen Erbgutes ist von größter Bedeutung, wenn man versuchen will, wieder optimal an das Gewässer angepasste Wildfische anzusiedeln. Aus diesem Grund verwenden wir bei unserem Projekt möglichst nur Rogen und Milch von Fischen, die auch tatsächlich aus dem Lech südlich von Augsburg stammen. Hierzu ist es notwendig, so viele geschlechtsreife Exemplare aus den Restbeständen zu fangen, wie nur irgend möglich. Diese werden dann in eine nahegelegene Zuchtanlage transportiert, um dort abgestreift zu werden. Die so gewonnenen Eier werden dann vor Ort befruchtet. Nach dem Abstreifvorgang werden die Fische wieder dort in den Lech eingesetzt, wo sie entnommen worden sind. Die bis zum Augenpunktstadium entwickelten Fischeier werden hingegen an strategisch ausgewählten Plätzen mit Hilfe unserer Brutboxen in das Gewässer eingebracht. Dies bewirkt, dass sich die Eier dort entwickeln können, wo sie es sonst unter den mittlerweile herrschenden Bedingungen nur noch sehr schwer bzw. gar nicht tun könnten.

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Gesunde Fische. Natürliches Verhalten.

Die Entwicklung von Fischeiern innerhalb unserer Brutboxen orientiert sich weitgehend an der natürlichen Reproduktion. Durch den Aufbau unserer Brutboxen und die Befüllung mit Kies in artgerechter Korngröße werden die natürlichen Verhältnisse optimal simuliert. Dank des schützenden Gehäuses sind die Fischeier bzw. die sich daraus entwickelnden Larven während ihrer Entwicklung vor Fressfeinden geschützt, was einen optimalen Bruterfolg sicherstellt. Die genaue Funktionsweise unserer Brutboxen finden Sie unter dem Punkt "Brutboxen im Detail". Durch das Aufwachsen der Fische an einem bestimmten Ort, wird bei diesen das sogenannte Homing-Verhalten hervorgerufen/ausgelöst. Die Jungfische speichern diesen Ort praktisch als ihre Heimat ab und kehren später wieder selbst einmal zur Reproduktion an diesen zurück. Wenn man die Umgebung der Brutboxen daher später einmal renaturiert und so dafür sorgt, dass an dieser Stelle ein natürliches Ablaichen möglich ist, wird die Stelle automatisch von den im Fluss wieder angesiedelten Fischen angenommen werden.

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